Westwerker musizieren Live

WESTWERKER – Der Klang der unterschätzten Apokalypse

In den feuchten Kellern der westfälischen Realität, zwischen Mettigel, Montagmorgen und melancholischem Beton, lauert ein Geräusch. Kein wohltemperiertes, harmonisches Klanggebilde, sondern ein rebellischer Furz im Gesicht der Angepassten: Westwerker.

Diese Band, irgendwo zwischen Dosenbier und Philosophiestudium gescheitert, ist nicht einfach Musik. Sie ist eine feindliche Übernahme des guten Geschmacks durch vier Leute mit Instrumenten, zu viel Zeit und einem unerschütterlichen Glauben daran, dass Hardcore-Jazz und Slow-Punk keine Witze, sondern legitime Lebensentwürfe sind.

Der Alltag ist ein Schlachtfeld
Westwerker sezieren den Alltag, aber nicht mit dem Skalpell, sondern mit einem rostigen Schraubenzieher. Ihre Themen sind universell: Gesellschaftliche Strukturen, die so starr sind wie die Betonwürfel vor dem Rathaus. Arbeitslosigkeit als existenzieller Zustand und nicht als Statistik. Der Tresen als letzter Ort ehrlicher Kommunikation. Und ja, der Mettigel – das Symbol einer Kultur, die nie ganz verstanden hat, wann Schluss ist.

Musik als Waffe
Gitarren, Bass, Schlagzeug – alles verstärkt, weil auch die Botschaft nicht flüstert, sondern brüllt. Westwerker sind nicht akustisch, denn das Leben ist es auch nicht. Ihre Alben „Pilsettenfieber“ (2015) und „… und arbeitslos“ (2018), veröffentlicht bei den Berliner Labels Run United und seinsrecords, sind klanggewordene Proklamationen einer Generation, die weiß, dass die Zukunft nur dann hell ist, wenn man sie anzündet.

Westfalen, wie du wirklich bist
Diese Musik ist Westfalen mit Kabelbrand im Sicherungskasten. Der ruhige Wahnsinn der Provinz, gegossen in Melodien, die zwischen Trübsinn und Trotz pendeln wie ein kaputtes Uhrwerk. Sie klingt wie ein Punk, der sich hingesetzt hat, um nachzudenken – aber nie seine Springerstiefel ausgezogen hat. Eine Melange aus Gelassenheit und unterdrückter Wut, serviert auf der letzten erhaltenen Bierzeltgarnitur des Kapitalismus.

Und jetzt? Westwerker sind nicht die Revolution. Sie sind das Gefühl, dass es längst eine bräuchte. Ihre Songs riechen nach Schweiß, Streik und billigem Haarspray. Wer ihnen zuhört, könnte anfangen, Fragen zu stellen. Und wer Fragen stellt, stellt irgendwann auch Forderungen.

Also Vorsicht: Man könnte lachen. Man könnte weinen oder plötzlich mit einer Mettgabel vor dem Rathaus stehen und brüllen: Mehr Slow-Punk für die Arbeiterklasse!